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Sie begreifen es einfach nicht, oder Jean Luc? Der Prozeß geht nie zu Ende! Wir wollten nur sehen, ob sie die Fähigkeit haben, ihren Horizont etwas zu erweitern. Und für einen ganz kurzen Moment konnten Sie es.

Sie meinen, als ich das Paradoxon erkannte?

Exakt. Für den Bruchteil dieser einen Sekunde standen ihnen nie geahnte Möglichkeiten offen. Das ist die Erforschung, die sie anstreben sollten - nicht das kartographieren von Sternen oder das Studium von Nebeln. Verlegen sie sich auf die Erkundung unbekannter Möglichkeiten der Existenz...

(Dialog zwischen Q und Picard in "Gestern, Heute, Morgen")

 

Wer hier nun vordergründig etwas von Star Trek oder/und attraktive Frauen erwartet, erwartet das Falsche. Vielmehr soll dieser Bereich zukünftig als Sammelstelle von Dokumenten mit fremden und eigenen Gedanken zu einem Thema dienen, das mit Worten nur durch Negation und Paradoxien erreichbar ist.

So wie man den Wind nicht fangen kann, ist es prinzipiell unmöglich dieses Andere mit Worten auszudrücken. Man kann auch niemanden davon überzeugen. Wer hier nichts wiederentdeckt, das in ihm selbst existiert, das er praktisch nur wiedererkennt, hat entweder noch nicht richtig in sich hineingehört oder ist auch nur für diese verbale Form nicht so zugänglich. Gleichwohl existiert es. Die Menschen, die es erlebt haben, behaupten sogar es sei die Quelle und das Wesen der Existenz.

Wenn das so ist, ist es bezeichnend für den Zustand der Menschheit, dass wir überhaupt nichts damit anfangen können. Wer seine Quelle nicht kennt ist in gewisser Weise heimatlos und das ist pathologisch! Ob man das aus Gewöhnung überhaupt noch bemerkt oder nicht, spielt keine Rolle.

Es ist etwas, dass sich durch alle Kulturen, Epochen und Bereiche der Existenz zieht. Moses begegnete ihm in der Wüste als dem "Ich bin, der ich bin", Lao Tse nannte es eigentlich unübersetzbar "Tao", Jesus "der Weg, die Wahrheit und das Leben", Hegel "das Ganze", Krishnamurti "das Unennbare jenseits allen Wissens", Castaneda "Unendlichkeit", Roger Penrose den Enwicklungsprozeß U.

Ich will mich gar nicht darüber streiten, was aus diesen Begegnungen wirklich Produktives entstanden ist und ob man diese, manchem sehr verschieden erscheinenden Dinge, wirklich in einen Topf werfen sollte. Das einzig wichtige für mich und das Verbindende ist ihre scheinbar gleiche Quelle und das es offensichtlich die Möglichkeit gibt, ein und dieselbe Welt auch auf eine totale, "ganzheitliche" und in letzter Konsequenz heilige Art und Weise zu sehen.

Es geht dabei- folgt man den Protagonisten dieser Sichtweise- um nichts Abstraktes und nichts Schwieriges. Es geht um ein Handeln das so extrem konkret ist, dass auch nur die kleinste Abstraktion Verrat bedeutet. Möglicherweise ist demzufolge sogar diese Seite, mit ihren vielen Worten Verrat! Die etablierten Religionen mit ihren ideologischen Systemen sind es auf jeden Fall. Es ist so extrem einfach, dass es nur für uns Menschen, die wir es mittlerweile gewohnt sind, kompliziert zu sein schwierig erscheint.

Vielleicht erscheint das vielen sehr mystisch, obwohl ich glaube, dass gerade Krishnamurti und auch Lao Tse eine sehr klare Sprache sprechen. Und selbst wenn. Obwohl ich noch keinen besseren Ausdruck dafür gefunden habe, die Form ist nicht das Entscheidende. Entscheidend ist die Kritik an einer zersplitterten Lebensweise. Diese führt dazu, dass der Mensch ständig wie ein Esel hinter der Mohrrübe, die ihm von einem Reiter auf seinem Rücken vor die Nase gehaltenen wird, hinterher rennt, ohne sie wirklich jemals zu bekommen. Ein Ausweg scheint möglich!

Was habe ich damit zu tun? Gute Frage. Genau weiß ich es auch nicht. Ich bin irgendwie fasziniert davon. Es steht über meinem Leben, wie der Polarstern über dem gen Norden Wandernden. Ansonsten habe ich genau die gleichen Schwierigkeiten damit, wie die meisten anderen hätten, wenn sie es nicht nur für ein Hirngespinst halten würden.

"Der Weg, von dem wir sprechen können,
ist nicht der ewige Weg;
der Name, den wir nennen können,
ist nicht der ewige Name.
Das Namenlose ist der Anfang
von Himmel und Erde;
das Namentragende ist die Mutter der zehntausend Dinge."

(Lao Tse: Tao-Te-King)

"'Du mußt begreifen', sagte er, 'unsere Möglichkeiten werden durch unsere Wahrnehmung, die im Kern ein Interpretationssystem ist, beschränkt. Unser Interpretations-system gibt uns die Parameter unserer Möglichkeiten vor, und da wir dieses Interpretationssystem unser ganzes Leben lang benutzt haben, können wir unmöglich gegen sein Diktum handeln...'"

(Carlos Castaneda: Das Wirken der Unendlichkeit)

"‚Es gibt keine andere Welt als diese!'
‚Da irren Sie sich Top. Ich hab ‚ne andere Welt gesehen. Manchmal glaube ich allerdings, es ist alles Einbildung...'
‚Na, dann hast Du Dinge gesehen, die ich nie sehen werde.''

(Dialog aus dem Terrence Malick-Film "Der schmale Grat")

"Nie gab es eine Zeit, da ich nicht war oder Du nicht warst...und nie wird es von hier ab sein, daß wir alle nicht sein werden."

(Krishna zum verzagten Arjuna in der     Bhagavadgita)

“Eines Nachts in dieser seltsamen Stille ... erwachte er und fand etwas vor, das völlig anders und neu war. Die Bewegung hatte die Quelle aller Energie erreicht. Dies darf in keiner Weise mit Gott verwechselt werden oder auch nur den leisesten Gedanken an ihn oder das höchste Prinzip, Brahma, erwecken. Denn das sind alles nur Projektionen des menschlichen Verstandes, geboren aus Angst und Sehnsucht, aus dem unerbittlichen Verlangen nach völliger Sicherheit. Es ist nichts dergleichen. Verlangen kann es nie erreichen, Worte können es nicht ergründen, noch können sich Gedankenstränge darum winden. Man kann fragen, was gibt Ihnen die Gewißheit, daß es die Quelle aller Energie ist? Die Antwort in völliger Demut lautet, es ist so.”

(Jiddu Krishnamurti)

   

zuletzt geändert: Dezember 2001